Autonomietraining

 

... oder: Anleitung zum gruppendynamischen Ertrinken

Gleich das erste Projekt in der 12. Schulstufe führte uns in die wunderschöne Obersteiermark, nach Wildalpen an der Salza. In Begleitung von Britta, Jürgen und Waltraud Schachner erklommen wir am 7. September einen komfortablen, weil viel zu großen, Bus. Als wir nach etwa zweieinhalbstündiger Fahrt am Campingplatz der Naturfreunde zu Wildalpen ankamen, begannen wir sofort mit dem Zeltaufbau. Nach dem Abschluss des selbigen saßen wir auch schon nach einigen kürzeren Instruktionen von Jürgen im Bus zu unserem ersten Kajakabenteuer.
Unsere drei Guides waren sehr nett. Sie hießen uns als erste Übung ein Basketballmatch zu Wasser betreiben. Dies gestaltete sich insofern schwierig, da die meiste Zeit ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Teams damit beschäftigt war, sein Boot auszuleeren...

Ab dem nächsten Tag, dem aus meteorologischer Sicht ungünstigsten, war die Gruppe dann nach dem Zufallsprinzip geteilt. Meine Gruppe hatte vormittags Sozialtechnik-Seminar und nachmittags Kajak. Am nächsten Tag war die Ordnung dann genau umgelehrt.
Bei den Sozialtechniken ging es zunächst darum, die Rollen in einer Gruppe richtig zu erkennen und einzuteilen. Dabei stand auch viel Praktisches im Vordergrund. Wir bauten zum Beispiel unter strenger Einhaltung einer zuvor gewählten Rolle ein funktionstüchtiges Volleyballnetz, mit dem wir auch in den folgenden Tagen viel Spaß haben sollten. Des weiteren übten wir Theaterstücke mit wechselnden Regisseuren ein, und diskutierten über Kritik, Feedback und Konversation im Allgemeinen. Auch eine Flussüberquerung stand auf dem Programm. Bei allen diesen Programmpunkten zeigte sich übrigens, dass wir grundsätzlich besser organisiert, konfliktfreier und zielorientierter agierten, als es Jürgen je für möglich gehalten hätte; außerdem wirkten wir gepflegt und sportlich und fielen immer mit besonders guten Manieren auf.
Beim Kajakfahren konnte sich dies allerdings schlagartig ändern. Innerhalb von wenigen Minuten erwachte das Tier in uns. Wir waren wie von Sinnen, wenn wir nur das Wort „Sport“ vernahmen. Egal wie gutsituiert die Gammas sich sonst präsentierten, hier wurden wir, unabhängig von Wasserstand und Wellengang, zu richtigen Männern und Frauen. Hier, in den Fängen der Elemente, waren Externistenprüfungen und Sanktionen wegen zu spät Kommens vergessen, wir waren keine w@lzisten mehr, oh nein! Wir wurden zu Pfeife rauchenden Kapitänen, derbst fluchenden Matrosen und Schiffbrüchigen auf vergessenen Inseln, hier regierten Walze und Kehrwasser, Gebirgsbachstelze und Höhlenschleimfresser, oh ja, wir spürten es: Das war unsere Welt!
Auch wenn sich manche ein bisschen patscherter anstellten als die Elite der Truppe, erreichten wir immer vor der Zeit den vereinbarten Treffpunkt, wo uns der Bus wieder abholte. Meistens hätten wir sogar noch genug Energie gehabt, weiter zu fahren, aber unsere Führer blieben hart...

Das soll aber meine positiven Erinnerungen an dieses Projekt niemals, ich sage niemals, schmälern, denn nur selten war eine w@lz-Woche mit soviel wertvollen Erfahrungen und Spiel, Spaß und Sport verbunden!
Jakob Fürst

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