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Erfahrungsraum Berge: Was uns Hütte, Gipfel und Tourengehen lehren

Warum gehen wir, ganz im wörtlichen Sinn, auf die Walz? Warum investieren wir - das sind Eltern, Schulleitung, Mentor:innen, Projektleiter:innen, Administration so viel Geld, Vertrauen und Energie in die außerschulischen Projekte der Walz? Warum nehmen wir die unterschiedlichsten Risiken in Kauf?
Weil die zentralen Anliegen der Walz sonst gar nicht möglich wären! Weil nicht alltägliche Erfahrungen, abseits vom gewohnten Komfort, die persönliche Entwicklung auf eine sehr klare und natürliche Weise fordert und fördert.

Das Tourenprojekt im Kühtai ist für solche Erfahrungen geradezu exemplarisch geeignet:

Erfahrungen direkter Konsequenzen

Wer im Kühtai zu spät kommt und seine Gruppe bei Minusgraden warten lässt oder die Socken am Vortag nicht aufgehängt hat, spürt die Konsequenzen des eigenen Handelns oder eben nicht Handelns hautnah.

Erfahrungen an persönlichen und sozialen Grenzen

Anstrengungen, Entbehrungen und das Überwinden persönlicher Grenzen sind unbequem, lehren uns aber viel über unsere Kräfte und ermöglichen uns zu wachsen. Im Kühtai haben die Jugendlichen mit körperlicher Erschöpfung zu kämpfen, müssen eine Woche lang auf engstem Raum miteinander auskommen und verzichten weitgehend auf ihre gewohnten Bequemlichkeiten. Und trotzdem (oder gerade deshalb?) schwärmen viele noch Jahre später von den Erlebnissen am Berg und der Selbstversorgerhütte. Denn da war etwas, dass sie - mit Hilfe der Gruppe und professioneller Begleitung - bewältigt haben!

Jahrgang Theta, 2022

Anstrengung belohnt sich selbst

"Flow", also voll und ganz in einer Tätigkeit aufzugehen gibt es nur, wenn wir gefordert sind. Wir sind es mittlerweile gewohnt, auf unterschiedlichste Weise belohnt zu werden. Computerspiele und soziale Medien sind darauf ausgerichtet, uns immer wieder kurzfristige Glücksgefühle zu bescheren. Besonders empfänglich sind dafür Kinder und Jugendliche. Bedauerlicherweise nimmt damit die Möglichkeiten und Fähigkeiten ab, Belohnungen auf die Weise zu erfahren, die evolutionär entstanden sind- als Folge dauerhafter Anstrengung.

Dazu ein kurzes Zitat einer Jugendlichen:

"Als wir auf dem Gipfel ankamen, war es einfach nur ein unbeschreiblich gutes Gefühl, und ich war froh, die Zähne zusammengebissen und nicht aufgegeben zu haben!"
Jahrgang Psi, 2023

Verantwortung ist bewusster Umgang mit der Umgebung

Es gehört zum Teenager sein dazu, sich in neu gewonnenen Freiräumen zu bewegen. Dass Freiheit aber immer auch Verantwortung miteinschließt, ist eine existentielle Erfahrung des Erwachsenwerdens. Wir dürfen nicht nur selbständig Entscheidungen treffen, wir müssen es! Wenn wir uns beim Tourengehen in einen archaischen Raum wagen, sind wir - für jede:n spürbar - von unserem Trainingszustand und Know-how, von unserer gewissenhaften Vorbereitung und von unseren Entscheidungen vor Ort abhängig.

Im Kühtai bekommen die Jugendlichen einen Einblick in die Planung und Vorbereitung einer Tour, lernen Lawinenkunde und sind für ihre Sicherheitsausrüstung verantwortlich. All das natürlich unter der Leitung der professionellen Bergführer:innen, die das tatsächliche Risiko auf ein Mindestmaß reduzieren.

Jahrgang Alpha, Lawinenkunde, 2024

Unter anderem darum gehen wir immer wieder mit viel Mut, Neugier und Freude mit den Jugendlichen auf die Walz! Vielen Dank für das Vertrauen!

David Botros, Projektleiter Kühtai